In Deutschland kann man in den verschiedenen Parks der vergangenen Jahrhunderte viel Unerwartetes sehen: einen künstlichen Vulkan, Pyramiden, eine Moschee, eine Synagoge und einen ganzen Leuchtturm abseits des Meeres.
Die Herrscher aus der Zeit des aufgeklärten Absolutismus, Monarchen und Fürsten anderer historischer Epochen, aber auch Großgrundbesitzer haben in Deutschland viele verschiedene architektonische Sehenswürdigkeiten hinterlassen. Einige von ihnen passen nicht in den Rahmen der üblichen Vorstellungen von Schlossarchitektur und Landschaftskunst, lösen Überraschung und Bewunderung aus. Dazu gehört die malerische, 35 Meter hohe Rakotzbrücke, die auch Teufelsbrücke genannt wird.
Rakotzbrücke
Die Rakotzbrücke wurde vor etwa anderthalb Jahrhunderten im Kromlauer Azaleen- und Rhododendronpark in der Oberlausitz an der Grenze zu Polen aus Basalt erbaut. Der deutsche Name des Rakotzsees geht auf das Wort „Rakotz“ (Krebs) aus der Oberlausitzer Sprache zurück. Die Länge des „Krebssees“ beträgt etwa dreihundert Meter, die Breite dreißig bis fünfzig Meter. Die Brücke befindet sich in der Mitte.
Wir werden unsere Erkundung der verschiedenen Wunder und Eigenheiten im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel fortsetzen, einem UNESCO-Welterbe, das auch seine eigene Teufelsbrücke hat, die hier aber nicht die wichtigste ist.
Park Wilhelmshöhe in Kassel
Die Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel waren das ganze 18. Jahrhundert über mit der Gestaltung dieses berühmten Wahrzeichens beschäftigt. Das Ergebnis waren Kaskadenbrunnen, ein englischer Landschaftspark und ein klassizistisches Schloss. An seinem höchsten Punkt steht das den antiken Statuen nachempfundene Herkules-Denkmal Wilhelmshöhe, das Wahrzeichen Kassels.
Das Gartenreich Dessau-Vörlitz
Von Hessen geht es nach Sachsen-Anhalt in das Gartenreich Dessau-Wörlitz, das ebenfalls zum Weltkulturerbe gehört. Der Fürst, der diese Orte vor mehreren Jahrhunderten regierte, war ein großer Italienliebhaber und ließ sogar ein funktionierendes Modell des Vesuvs in der Nähe seiner Residenz errichten.
Leider werden die traditionellen pyrotechnischen Vorführungen hier nicht mehr stattfinden. Diese Entscheidung wurde im Jahr 2020 getroffen, da sie die Erhaltung dieses einzigartigen historischen Objekts gefährdeten: Nach den Eruptionen waren Risse in der Struktur entstanden. Die Pyrotechnik wurde durch eine Lichtshow ersetzt, die ohne Erschütterungen und Emissionen in die Atmosphäre auskommt.
Die Residenzen der deutschen Könige und Fürsten hatten natürlich katholische oder protestantische Kirchen in ihren Palästen oder in der Nähe. Aber es gibt auch eine Synagoge im Wörlitzer Park, die in Form eines antiken römischen Tempels gebaut wurde. Sie wurde auf Wunsch des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz (1740-1817) errichtet, um religiöse Toleranz zu demonstrieren.
Schwetzinger Schloss
Diese Bilder wurden im baden-württembergischen Schwetzingen aufgenommen, wo sich im Park der ehemaligen kurpfälzischen Residenz eine Moschee befindet, die im späten 18. Jahrhundert unter Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) errichtet wurde. Sie war nicht für religiöse Zeremonien gedacht und sollte lediglich ein Symbol für Weltoffenheit und Toleranz sein. Sie ist nur ein kleiner Teil des weitläufigen und sehr abwechslungsreichen Parks.
Branicki-Park
Das alte Ägypten hat natürlich auch den deutschen Adel der vergangenen Jahrhunderte interessiert. Im Park befinden sich zwei Pyramiden, die von Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) im brandenburgischen Branitz geschaffen wurden. In einer von ihnen, in der Mitte des Sees, ist er begraben.
Der Graf ging als Schöpfer eines weiteren Parks in die Geschichte ein, der zum Weltkulturerbe gehört. Er befindet sich in Bad Muskau und ist der größte englische Park in Mitteleuropa.
Moritzburg
Wir bleiben in Wassernähe, ziehen aber nach Sachsen. Es hat zwar keinen Zugang zum Meer, aber das ist kein Grund, hier keinen Leuchtturm zu bauen. Dieser Leuchtturm steht auf dem Großen Teich im Park von Schloss Moritzburg. Er wurde gebaut, um Seeschlachten zu simulieren, nachdem Graf Alexis Orlov, der hier zu Gast war, Kurfürst Friedrich August I. (1750-1827) mit Geschichten über die Schlacht von Chesmen beeindruckt hatte.
Linderhof
Schloss Linderhof ist die einzige der vom bayerischen Monarchen Ludwig II. (1845-1886) gegründeten Residenzen, die noch zu seinen Lebzeiten fertiggestellt wurde. Es liegt etwa 30 Kilometer von Garmisch-Partenkirchen entfernt. Im Schlosspark befindet sich die sogenannte „Venusgrotte“, in der der „Märchenkönig“ gerne Boot fuhr und sich in seine Träume und Fantasien vertiefte.
Sans Souci
Italien, Ägypten, Türkei… Als nächstes kommt China. Chinesische Teehäuser und verschiedene Räume mit kostbarem Porzellan und Seidentapeten waren bei den deutschen Herrschern im Rokoko besonders beliebt, als eines der beliebtesten Stilmittel die Verwendung von Motiven der mittelalterlichen chinesischen Kunst war – die Chinoiserie. Dieses chinesische Teehaus wurde in Potsdam im Park Sans Souci für Friedrich den Großen gebaut.
Für eine anständige Besichtigungstour durch Potsdam braucht man mindestens eine Woche. Aber wir werden uns nur auf zwei Beispiele konzentrieren. Das erste ist die künstliche „antike“ Ruine von 1748, die der preußische König Friedrich der Große bei seinen Spaziergängen in der Nähe seines geliebten Schlosses Sans-Susi bewundern konnte.
Die preußischen Monarchen liebten im Allgemeinen die Antike. Die Römischen Bäder wurden im Park von Sans Souci von Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) erbaut, als er noch Kronprinz war. Das Projekt wurde von dem berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel nach Skizzen des Thronfolgers entworfen, der Italien liebte und ein großes künstlerisches Talent besaß.
Die Pfaueninsel
Die Pfauen selbst sind sicherlich keine besondere Sehenswürdigkeit, wohl aber die gesamte Pfaueninsel, die im Wannsee zwischen Potsdam und Berlin liegt. Die Geschichte des Schlosses auf dieser Insel ist eng mit Gräfin Wilhelmina Lichtenau, der Mätresse von König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), verbunden.